Die Renovierung der Villa Rezek

Unser Beitrag zur Rettung eines Meisterwerks der Wiener Moderne.

Seit 2020 wird die Villa als Best-Practice-Beispiel der Denkmalpflege renoviert. Im Auftrag des Wiener Architekten Maximilian Eisenköck konnten wir mit der Rekonstruktion der Beschläge unseren Beitrag zur Wiederherstellung dieses einmaligen Bauwerkes leisten.

Das Haus in der Wilbrandtgasse wird als das wichtigste Bauwerk des Architekten Hans Glas aus Wien bezeichnet, dass dieser in den Jahren 1932/33 im Stil einer einmaligen avantgardistischen Architektursprache erbauen ließ. Die Besitzerfamilie des Hauses, wie auch der Architekt Glas, mussten wenige Jahre nach Fertigstellung der Villa vor den Nationalsozialisten fliehen und nach dem Krieg wechselte dieses mehrmals den Eigentümer. Im neuen Jahrtausend ließ einer der Besitzer den Großteil des Interieurs herausreißen und das Gebäude wurde komplett entkernt.


Eine Herausforderung

Keine leichten Voraussetzungen für die Rekonstruktion von Beschlägen, für die es nur spärliche Muster gab. In diesem Video (Minute 30–60) berichtet Maximilian Eisenköck über die Herausforderung der Rekonstruierung.

Screenshot Onlinevortrag Architekt Eisenköck
Abb.: mit Genehmigung Eisenköck, Architektur

Wie man auf dem Ausschnitt sieht, glich die Arbeit fast einer archäologischen Ausgrabung. https://www.youtube.com/watch?v=-1oA_XNfefA

Vorhandene historische Vorlagen

Ein historisches Plakat von 1930 war eines unserer Vorlagen zur Konstruktion. Zudem konnte die Gestaltung der Beschläge dem Maler und Grafiker Burchartz zugeordnet werden, der ab den späten 20er Jahren für die Firma Wehag ein umfassendes Beschlägeprogramm entworfen hat, die Handform-Standardbeschlägen und die Einheitsbeschläge.

Dazu gehörten entsprechende Fensteroliven, ein Pendeltürgriff, ein Türknopf, ein Briefschild und verschiedene andere Beschlagteile, bis zum Klingelschild.

Leider war an brauchbaren originalen Beschlägen nur wenig zu finden da: „Wegen ihrer etwas eigentümlichen Form und einer dadurch bedingten aufwendigen Herstellung wurden die Wehag-Handform-Beschläge nur einige Jahre, zumeist aus Nicksil, einer Sondermessinglegierung vergleichbar dem Neusilber, produziert.“
(www.gropius-druecker.de/max-burchartz)

Somit machten wir uns an die Arbeit und haben auf Basis der gelieferten Vorlagen und nach Katalogvorgaben verschiedene Vorschläge als 3D-Re- und Neukonstruktion erstellt.


Rekonstruktion und Neukonstruktion Step by Step

Türgriff mit Überschraubrosetten
Abb.: Anitkbeschlägemanufaktur

In enger Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Eisenköck und dem Bundesdenkmalamt entstand im ersten Schritt ein Türdrücker mit Überschraubrosette.

Gesamten Entwürfe für die Villa Rezek
Abb.: Anitkbeschlägemanufaktur

Im Anschluss wurde eine Serie an Beschläge zur Ausstattung der Villa rekonstruiert. So entstanden 3D-Modelle für Türgriffe und Türknöpfe, Rosetten, Tür- und Fensteroliven, Halboliven, ein Muschelgriff und ein Schiebetürgriff für die Glasschiebetüren zum Wintergarten.

Eine kleine aber durchaus fordernde Zusatzaufgabe, erwartete uns im Eingangsbereich: Die Rekonstruierung der Garderobenhaken und der Knauf für das Treppengeländer.

Garderobenhaken Villa Rezek
Abb.: Eisenköck, Architektur; Anitkbeschlägemanufaktur

Auf Basis dieses historischen Bildes wurden Garderobenhaken und der Knauf für das Treppengeländer nachmodelliert.

Beschläge in Messing Villa Rezek
Abb.: Anitkbeschlägemanufaktur

Ganz nebenbei war zwischenzeitlich noch eine weitere Serie in Produktion gegangen. Hier handelt es sich ebenfalls um original rekonstruierte Messing-Beschläge aus der Villa.


Türgriff und -knopf mit Rosetten, Fenster- und Halboliven und Schiebetürgriff

Alle Beschläge für die Villa Rezek
Abb.: Antikbeschlägemanufaktur

Nach einer sorgfältigen Abstimmung mit unserem Auftraggeber konnten wir mit Türdrücker und Türknopf, Rosetten, Fensteroliven, Halboliven und Schiebetürgriff in die Produktion gehen. Wie im Originalzustand wurden alle Beschläge in Neusilber (Nicksil) gefertigt und es konnte alles pünktlich, zum vereinbarten Termin, geliefert werden.

Unser Fazit: Ein spannender Auftrag mit viel Geschichte und Designhistorie in dem wir unser Fachwissen und unsere Kompetenzen als Partner für die Rekonstruierungen historischer Beschläge unter Beweis stellen konnten – gerne wieder!


Weitere Infos zur Villa Rezek:

Hier finden Sie die Projektvorstellung des Architekturbüros Eisenköck: http://www.maxeisenkoeck.com/project/haus-rezek/
Das Bundesdenkmalamt hat einen Bericht und eine Broschüre bereitgestellt: https://bda.gv.at/publikationen/details/wiederherzustellen-72-die-villa-rezek-wien/
Unser Währing berichtet über die aktuellen Baufortschritte: https://www.unser-waehring.at/neues-leben-fuer-die-villa-rezek-1180/

Titelbild: Von Szojak (talk) – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 at, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=19727717